Willkommen zur Gassi-Runde von Siggi & Onis

 

 

Wie besser könnte man sich das wunderschöne Schwäbisch Hall „erlaufen„, als Ex-Kommissar Siegfried Seifferheld und seinen Hovawart Aeonis vom Entenfall auf ihrer täglichen Gassi-Runde zu begleiten?! Es geht vorbei an den schönsten Sightseeing-Highlights der Stadt und an einigen der Tatorte aus „Der Club der toten Sticker„.

 

Keine Sorge, es wird auf diesem Rundweg keine Spoiler aus dem Buch geben, dafür umso mehr Insider-Wissen über die Stadt. Die Strecke ist für einen älteren Herrn mit Gehhilfe (wie Siggi einer ist) mühelos zu bewältigen, rollstuhlgerecht ist sie allerdings nicht. Die Tour ist Handy-optimiert, weil man diese kleine Führung natürlich am besten in natura abspazieren sollte.

 

Wohlan denn, schlüpfen wir in unsere Bequemschuhe, ziehen wir uns die beige Windjacke über und los geht’s!

Ausgangs- und Endpunkt der Runde ist natürlich das Seifferheld’sche Fachwerkhaus in der Unteren Herrngasse 6b, seit 1521 in Familienbesitz. Im „echten“ Leben existiert die Nummer 6b nicht, an dieser Stelle befindet sich ein kleiner, aber feiner Hofgarten.

Es geht die Untere Herrngasse hinunter und dann gleich rechts das Schuhbäckgässle hoch in Richtung Marktplatz. Im Wirtshaus „Zum Schuhbäck„ soll übrigens schon Doktor Faustus gespeist haben.

Hier vor dem Wirtshaus steht auch die griechische Statue, in die Siggis Kumpel Klaus sich in „Stick oder stirb„ unsterblich verliebte (im Bild links).

 

Zügig schreiten Herr und Hund hinauf zum Marktplatz, überqueren denselben und lassen sich im Café am Markt an einem Tisch neben dem Pranger nieder. Dort gibt es für Siggi eine Butterbrezel und für Onis eine Scheibe Wurst.

Sightseeing-Highlight: Der Marktplatz von Schwäbisch Hall mit dem Barock-Rathaus und den 54 Stufen der St. Michaelskirche gehört zu den schönsten Plätzen in ganz Deutschland.

Das sage ich nicht nur als Eingeborene, das bestätigen auch Kenner der weltweiten Marktplatzszene. Leser und Leserinnen der Seifferheld-Romane wissen, dass sich seine Nichte Karina gern unbekleidet am Treppengeländer der Kirche anzuketten pflegte, um gegen Massentierhaltung zu protestieren. Seit sie Mutter ist, hat sie sich das abgewöhnt.

Mit glücklichen Wurst- bzw. Butterbrezelbäuchlein überqueren Onis und Seifferheld kurz darauf den Marktplatz und gehen, an der historischen Löwenapotheke vorbei, hinein in die Obere Herrngasse.

Sightseeing-Highlight: Hier in der Oberen Herrngasse wuchs übrigens die Autorin auf. Und zwar in der Nr. 7, wo im Jahr 1844 schon der Dichter Eduard Mörike residierte. (Exakt drei Monate lang, wohingegen die Krimikruse fünfzehn Jahre dort lebte. Aber wer hat die Plakette an der Hauswand bekommen? Genau! *hmpf)

Anekdote am Rande: Immer, wenn Klein Tatjana aus dem Fenster schaute, stand unweigerlich ein Tourist draußen, der zu ihr hochrief: „Bist du das Klärchen?“

 

Weiter geht es über die Schiedgrabenbrücke und entlang der Unterlimpurger Straße, vorbei am Amtsgericht.

In einer solchen grünen Minna wie hier in der Wintersonne vor dem Amtsgericht wurde übrigens der russische Verbrecherboss Pjotr vom Gefängnis zum Arzt gefahren, kurz bevor ihm mit Hilfe von Helfershelfern die Flucht daraus gelang. Eine Flucht, bei der Siggi und Onis – gewissermaßen als Kollateralschaden – entführt wurden. Mehr darüber (und wie Onis zu seiner Ganzkörperrasur kam) in „Stick oder stirb“.

 

Rechts halten, bis ein relativ steiler Weg hinunter in die „Ackeranlagen“ führt, dem Stadtpark von Schwäbisch Hall. Hier darf Onis frei herumtollen (und womöglich wieder einmal mit Berner Sennhündin „Lady„ kleine HovaSenner zeugen), während Siggi sich auf einer der Bänke mit Blick auf den sanft fließenden Kocher niederlässt und verschnauft. Mit etwas Glück gleiten die Schwäne vorüber, die Siggi zu seinem großen Stickwerk „Leda und der Schwan„ (mit Marianne als Leda und ihm als Schwan) inspirierten. Derzeit gibt es neben unzähligen Enten fünf Schwäne und fünf Nilgänse im Innenstadtkocherbereich.

 

Von hier aus bitte flussabwärts halten. Sollte man in der Ferne die Comburg sehen, geht man in die falsche Richtung und dreht wieder um, in Richtung Innenstadt.

Sightseeing-Highlight: Zu Beginn des Parks kann man in einem originalgetreuen Nachbau sehen, wie früher Salz gesotten wurde, das weiße Gold der Stadt.

Jetzt biegen wir auf die Europa-Brücke. Von dort hat man einen exzellenten Blick auf das Wehr und die Stadtmühle. Genau dort verfängt sich in „Der Club der toten Sticker„ eine männliche Stickerleiche. 

 
 

Übrigens ist im „Club der toten Sticker„ der Bodycount relativ hoch – wie immer, wenn mein Liebesleben gerade mal nicht besonders rosig ist. Männerleichen (fiktive!) sind meine Form der Liebeskummertherapie. Dies nur als Vorwarnung für zarte Gemüter …

Die Brücke führt zum sogenannten Unterwöhrd, einer Insel im Kocher, auf der früher ein Thermalbad stand und später eine Musik-Muschel. Heute spielen dort Kinder auf dem Spielplatz und Schauspieler*innen im Neuen Globe Theater.

 
 
 

 

Hinter dem Globe halten wir uns links und spazieren über eine der sieben überdachten Holzbrücken im Stadtbereich von Schwäbisch Hall. Linker Hand liegt das Café Ableitner (immer einen Besuch wert, nicht nur für Torten-Freunde). Rechter Hand befindet sich, gleich neben der Einfahrt zum Parkhaus, die Brauereigaststätte Zum Löwen. Hier trifft sich einmal im Monat der Stammtisch „Mord zwo„ zu lecker Löwenbräu-Bier und Schnitzel. Die in den Stammtisch eingeschnitzten Namen gehören allerdings diversen Brauerei-Legenden, nicht den Jungs von Mord zwo.

Wir marschieren vor dem Parkhaus links die Brüdergasse hinauf, die zur Kunsthalle Würth führt (im Parkhaus gibt es auch einen Aufzug, den Siggi immer dann nimmt, wenn die Hüfte mal wieder bockt).

Sightseeing-Highlight: Die Kunsthalle Würth muss man unbedingt besuchen – auch als Kunstbanause. Sensationelle Ausstellungen, ein Museumsshop, in dem man immer fündig wird, und Leckeres für den Magen im Museumscafé. Und vom Vorplatz hat man einen grandiosen Blick auf die Skyline von Hall. Noch grandioser ist der Blick natürlich von der Dachterrasse des zum Museum gehörenden Sudhaus-Restaurants, falls man dort einen Tisch ergattern kann. (Und nein, ich bekomme keine Provision…)

 

Jetzt sehen wir auch schon die Katharinenkirche – eine der drei ältesten Stadtkirchen von Hall.

Hinter der Kirche stehen ein paar Bäume, an denen sich Onis im „Club der toten Sticker„ vorschriftswidrig erleichtert – und genau dort wird ein Mordanschlag auf Siggi verübt! Was das mit fliegenden Brathühnern zu tun hat, liest man am besten selbst …

 
 

Weiter geht’s, die Lange Straße entlang. Achtung: an deren Ende kommt ein Schlenker – erst nach rechts, und dann vor der Henkersbrücke links den Hang hinauf zum Weilertor.

Nicht im, aber vor dem Weilertor wohnt übrigens Murat, ein sympathischer Ex-Knacki aus Siggis Stickkurs hinter Gittern, den der Mörder im „Club der toten Sticker„ im Visier hat. Murat besuchen wir allerdings nicht, sondern schreiten am Hotel Hohenlohe vorbei, gehen den Hang hinunter, überqueren die Lappenreenta-Brücke (eine weitere überdachte Holzbrücke, benannt nach der finnischen Partnerstadt von Hall), und schon befinden wir uns im Kocherquartier.

 

Hier treffen wir auf eine Büste von Dietrich Bonhoeffer, geschaffen von Alfred Hrdlicka. Wann immer Siggi daran vorbeikommt, muss er an die berühmten Zeilen von Dietrich Bonhoeffer denken, die ihm sein Schwager, Pfarrer Helmerich Hölderlein, nahegebracht hat:

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost,
was kommen mag.
Gott ist mit uns
am Abend und am Morgen.
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Im Grund seines Herzens ist Siggi ja Romantiker. Das schätzt seine Marianne auch so an ihm: harte Schale, weicher Kern.

Hier im Kocherquartier befindet sich auch der Boule-Platz der „Bouletten„, der rein weiblichen Boule-Truppe von Siggis Schwester Irmgard Seifferheld-Hölderlein, genannt „Die Admiralin„. Irmi ist alt genug, um sich zu erinnern, dass das denkmalgeschützte Bauwerk früher das Stadtgefängnis war, aus dem heraus ihr die Insassen vor nunmehr einem halben Jahrhundert hinterherpfiffen.

 
 
 
 
 
 

Mehr oder weniger im Zickzackkurs durchqueren wir nun die Innenstadt: erst die Neue Straße hoch bis zum Milchmarkt, am herrlich altmodischen Café Hammel mit den mega-leckeren „Comburgmöndchen„ vorbei durch die Blockgasse, bis man direkt vor dem Handarbeitsfachgeschäft Zwing steht, in dem Siggi seinen kompletten Stickbedarf abdeckt.

 
 
 
 

Es geht links weiter. Gleich hinter dem Gebäude des Haller Tagblatts (hier arbeitet Marianne Seifferheld, kurz MaC) biegen wir rechts und begeben uns geradeaus in den Keckenhof, wo wir auf das Hällisch-Fränkische Museum stoßen (im Bild das lachsfarbene Gebäude und der Turmbau dahinter). Davor sehen wir die Rückseite des „Seifferheldhauses„.

Der Museumsbesuch lohnt auf jeden Fall – nicht zuletzt wegen dem, was hinter dem Folterstuhl auf dem Boden zu finden ist (nicht abgebildet).

Hier im Museum gibt es im „Club der toten Sticker„ übrigens einen blutigen Showdown zwischen …

… aber nein, mehr wird nicht verraten. Nur so viel: Wenn’s wirklich wild wird, sind immer Frauen im Spiel!

 

Wer Treppen steigen kann, möge die Stufen zwischen Seifferheldhaus und Museum erklimmen, alle anderen halten sich links und fädeln sich zwischen den Häusern zurück in die Untere Herrngasse. Ob Frau Hoppe, die lebende Überwachungskamera, auch alles im Blick hat?  :-))

Und, voilà, geschafft: Nach 3,53 km und 45 Minuten (bei langsamer Gehhilfen-Gangart und ohne in einem der Cafés einzukehren) sind wir jetzt wieder zu Hause. Darauf ein Glas Apfelmost! Wer besonders feine Ohren hat, kann beinahe Onis schnaufen hören …

 
 
 

 

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